ERC-funded project BEST
Buddhism's Early Spread to Tibet (BEST):
Dunhang and the Influence of Sinitic Scriptures
(Dunhuang und der Einfluss von sinitischen Schriften)
Led by Prof. Dr. Jonathan A. Silk
In der modernen Wissenschaft werden einheimische Berichte übernommen, die die Ursprünge des tibetischen Buddhismus eindeutig in Indien verorten und stillschweigend den Anspruch Tibets, Erbe der orthodoxen Tradition zu sein, akzeptieren.
Dies vereinfacht die komplexe Geschichte der beiden Ausdehnungsphasen des Buddhismus nach Tibet im 7. und 11. Jahrhundert und lässt die prägenden frühen Beiträge der sinitischen Quellen außer Acht, die hauptsächlich von der Oase Dunhuang an der Seidenstraße ausgegangen sind, einem entscheidenden Ort der Interaktion zwischen den tibetischen und chinesischen Kulturen vom 8. bis 11. Jahrhundert.
Die in den Grotten von Dunhuang aufbewahrten Manuskripte belegen diese chinesisch-tibetische Verbindung in einheimischen Werken und Übersetzungen aus dem Chinesischen ins Tibetische.
Die Bemühungen, chinesische und sino-tibetische Einflüsse auf die Entstehung des tibetischen Buddhismus nachzuvollziehen, wurden bisher nicht systematisch erfasst.
Doch jetzt sind moderne Hilfsmittel verfügbar: die mit Handschriftenerkennung digitalisierten Manuskripte können methodisch untersucht werden, was ermöglicht, „Fingerabdrücke“ von tibetischen Übersetzungen aus dem Chinesischen zu identifizieren.
BEST zielt darauf ab, Schriften und andere Materialien sinitischen Ursprungs ausfindig machen und deren Einfluss auf den tibetischen Buddhismus identifizieren und bewerten.
Indem wir die Ursachen für die Bedeutung Dunhuangs untersuchen, wollen wir aufzeigen, unter welchen Bedingungen die Stätte ein multikulturelles Zentrum und eine Wiege der höheren buddhistischen Gelehrsamkeit wurde.
Es werden Studien durchgeführt zu einzelnen tibetischen Übersetzungen aus dem Chinesischen, zu chinesisch-tibetischen Sprachkontakten, zu Chos Grub, dem bedeutendsten Mönchsübersetzer von Dunhuang, und zu späteren tibetischen historiographischen Werken. Außerdem wird eine Datenbank tibetischer Manuskripte aus Dunhuang erstellt. Die erzielten Ergebnisse tragen zu einer grundlegenden Neubewertung der prägenden Einflüsse auf den frühen tibetischen Buddhismus bei.